Heim Wissenschaft Wie funktioniert das Gehirn, wenn wir uns verlieben?

Wie funktioniert das Gehirn, wenn wir uns verlieben?

von Nina Hoffmann

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Verliebtheit ist eines der stärksten und faszinierendsten Gefühle, die Menschen erfahren können. Doch was genau passiert dabei im Gehirn? Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass sich Verliebtheit auf molekularer Ebene wie eine Art Sucht verhält – mit ähnlichen neuronalen Mechanismen wie bei Drogenkonsum.

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Wenn jemand sich verliebt, aktivieren sich bestimmte Regionen des Gehirns, die für Belohnung und Motivation zuständig sind. Besonders der sogenannte mesolimbische Dopaminpfad spielt hier eine zentrale Rolle. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der mit Freude, Glück und Antrieb verbunden ist. Bei Verliebten wird dieses Hormon in großen Mengen ausgeschüttet, weshalb man sich euphorisch, energiegeladen und fast „high“ fühlt.

Ein weiterer wichtiger Botenstoff ist Serotonin. Interessanterweise sinkt der Serotoninspiegel im Gehirn während der ersten Phase der Verliebtheit – ähnlich wie bei Menschen mit Zwangsstörungen. Dies könnte erklären, warum verliebte Menschen oft obsessive Gedanken über ihre Angebeteten haben und kaum an etwas anderes denken können.

Auch Oxytocin, das sogenannte „Kuschelhormon“, spielt eine große Rolle. Es fördert Nähe, Vertrauen und emotionale Bindung. Beim Körperkontakt – etwa beim Händchenhalten oder Küssen – steigt der Oxytocinspiegel stark an. Dadurch entsteht das Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit zwischen zwei Menschen.

Zusätzlich wird Adrenalin ausgeschüttet – das Stresshormon. Deshalb schlägt das Herz schneller, die Pupillen weiten sich und man bekommt Schmetterlinge im Bauch. Diese körperlichen Reaktionen verstärken das intensive Erlebnis der ersten Verliebtheit.

Forscher haben mithilfe von MRT-Scans beobachtet, dass das Gehirn verliebter Menschen weniger Aktivität in jenen Bereichen zeigt, die für rationale Entscheidungen und soziale Urteile zuständig sind. Das erklärt, warum man in der Anfangsphase einer Beziehung dazu neigt, die Schwächen des Partners zu übersehen oder sogar bewusst auszublenden.

Die ganze biochemische Umwälzung im Gehirn ist jedoch nicht von Dauer: Nach etwa 12 bis 18 Monaten verliebter Hochgefühle normalisiert sich die Hormonproduktion meist wieder. Aus der leidenschaftlichen Verliebtheit kann dann eine tiefergehende Liebe werden – geprägt von Akzeptanz, Zusammenhalt und gemeinsamen Erinnerungen.

Doch selbst nach Jahren bleibt die biologische Grundlage wichtig: Paare, die lange zusammen sind und glücklich bleiben, zeigen immer noch erhöhte Aktivitäten in den Belohnungsregionen des Gehirns – ein Zeichen dafür, dass Liebe auch nach vielen Jahren noch tiefgreifende neurologische Spuren hinterlässt.

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